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Flugzeuge am Bahnhof
Das klingt doch ganz logisch: Züge gehören in einen Bahnhof und Flugzeuge auf einen Flugplatz. Aber hier in Gersfeld? Was machen bitte Flugzeuge auf einem Bahnhof? Und was ist das für eine Nebenstrecke, die hier ihre Endstation hat?
Sie ist nicht elektrifiziert und endet auch noch mitten in der Rhön. Der Gersfelder Bahnhof ist die Endstation einer 23,4 km langen Bahnstrecke von Fulda kommend. Diese wurde am 1. Oktober 1888 durch die Königlich Preußischen Staatsbahnen eröffnet und ist bis heute ohne Unterbrechung in Betrieb.
Der inzwischen unter Denkmalschutz stehende Bahnhof ist ca. 20 m höher gelegen als eigentlich notwendig, da ursprünglich eine Weiterführung nach Bischofsheim geplant war, diese aber nie zustande kam. Durch einen Vertrag zwischen dem Landkreis Fulda und der Deutschen Bundesbahn im Jahr 1989 entging die Strecke einer Stilllegung und wurde anschließend sogar modernisiert.
Zum ersten Rhön-Flugwettbewerb 1920 reisten viele Teilnehmer an, alle hatten irgendwelche Flugapparate selbst gebaut und unter enormen Entbehrungen den Weg zur Wasserkuppe aufgenommen. Hier sollten sich erstmals die Gleitflieger (später Segelflieger) treffen, um sich in den - zum Teil erst hier gelernten - Flugfähigkeiten zu messen.
Ein Teilnehmer war der erst 14-jährige Peter Riedel, der mit seinem selbstgebauten Apparat und mit Zustimmung seiner Eltern hier von Aschersleben aus anreiste. Er schrieb: „Meine Eigenkonstruktion, der P.R. II, war im Rohbaugerippe fertig, als die Teile am 20. Juli (1920) von Aschersleben am Harz als Stückgut mit der Bahn abgingen. Sechzehn Tage waren sie unterwegs, aber Eilgut wäre für mich unerschwinglich gewesen. Tags darauf fuhr auch ich in der 4. Klasse, früh kurz nach 5 Uhr, von Aschersleben los, mit langsamen Personenzügen, um Geld zu sparen und kam am 21. Juli abends um halb sieben in Gersfeld an."
(Quelle: „Start in den Wind“, Band 1 der Rhön-Trilogie über die Erlebnisse von Peter Riedel von 1920 bis 1939)
Neben Peter Riedels abenteuerlichem Gleiter „P.R. II“, der in einer einmaligen Kombination aus Nachbau und Original im Deutschen Segelflugmuseum mit Modellflug auf der Wasserkuppe ausgestellt ist, kamen viele weitere Flugzeuge mit der Bahn an. Für die zerbrechlichen Geräte war ein Straßentransport auf einem PKW-Anhänger nicht nur wegen schlechter Straßenverhältnisse (Kopfsteinpflaster war die gängige Fahrbahnoberfläche), sondern auch finanziell nicht zu bewältigen gewesen.
Heute kommen keine Flugzeuge mehr mit der Bahn, und auch keine Fracht mehr in Gersfeld an. Dafür aber ist die Bahnstrecke innerhalb der Hessischen Landesbahn gut eingegliedert und erlaubt so stündliche Verbindungen in das gesamte Bahnnetz - ideal für Wanderer und Ausflügler, die ohne Auto in die schöne Rhön reisen und ohne Stau und Parkplatznot die wertvolle Zeit in unserer einzigartigen Landschaft genießen möchten.
Fliegertreff Marktplatz
Der Gersfelder Marktplatz ist ein klassischer Platz für Wochenmärkte und zentraler Treffpunkt. Warum aber dieser Ort in der Fliegerei viel Freude, aber auch Tragödie erlebt hat, ist so spannend wie die Fliegerei selbst.
Start zur Wasserkuppe
Der Marktplatz wurde ab 1920 mehr und mehr Sammelort der angereisten Segelflieger. Nach einer strapaziösen Anreise, ob per Bahn, Handkarren oder sonstigem Fuhrwerk, bot sich der Marktplatz zum Verweilen und zur Planung der fliegerischen Aktivitäten an. Von hier aus, gestärkt und bereit für die anstehenden Abenteuer in der Fliegerei, ging es für die Flieger dann auf die Wasserkuppe
Letztes Geleit für Günther Groenhof
Es gab aber auch Anlässe zur Trauer. Als am 23. Juli 1932 der berühmte Segelflieger Günther Groenhoff an der Wasserkuppe tödlich verunglückte, führte am Folgetag der Trauerzug über den Gersfelder Marktplatz zum Bahnhof. Der Leichnam wurde anschließend per Bahn nach Frankfurt gebracht, um dort beigesetzt zu werden
Flugzeugtaufen des „Rhönflug Gersfeld e.V.“
Freudige Anlässe waren und sind die vielen Flugzeugtaufen des „Rhönflug Gersfeld e.V.“ auf dem Marktplatz. Bereits in den 20er Jahren begannen die ersten Aktivitäten der Segelflieger aus Gersfeld. So veranstaltete der „Gersfelder Segelflugverein“ schon 1922 einen Gleitflugkurs auf der Wasserkuppe. Nachdem 1934 durch die NSDAP alle eigenständigen Vereine aufgelöst wurden, dauerte es bis 1951 - als die Alliierten das Flugverbot nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufhoben - ehe die Gersfelder Segelflieger mit dem Bau eines Schulgleiters „Zögling“ wieder aktiv werden konnten. 1953 änderte der „Aero Club Rhön, Gruppe Gersfeld“ dann seinen Namen in „Rhönflug Gersfeld e.V.“, der heute einer von den vier Segelflugvereinen auf der Wasserkuppe ist, beheimatet in der Landrat-Stieler-Halle am Weltensegler-Hang und Teil der Dachorganisation „Gesellschaft zur Förderung des Segelfluges auf der Wasserkuppe e.V.“, kurz „GFS“ genannt.
Gründungsort des Deutschen Aero-Clubs e.V.
In der gegenüberliegenden Gaststätte „Krone-Post“ wurde am 4. August 1950 der Deutsche Aero-Club e.V. (DAeC) gegründet. Eine Tafel am Gebäude erinnert an dieses wichtige Ereignis. Erster Präsident wurde Wolf Hirth, als Generalsekretär wurde Fritz Stamer verpflichtet – beide Personen werden in der Tafel „Fliegerstraßen in Gersfeld“ genauer vorgestellt. In der Fuldaer Volkszeitung war über dieses Ereignis vom 4. August 1950 zu lesen: "Am Freitag gründeten einige hundert Flugsportinteressierte aus Westdeutschland und Berlin, die zur Zeit an einem Sportsegelfliegertreffen in Gersfeld an der Wasserkuppe teilnehmen, unter der Bezeichnung “Der Deutsche Aero-Club“ einen Luftsportverband. Zum Präsidenten wurde Wolf Hirth (Stuttgart) gewählt. Der Gründungsversammlung wohnte u. a. der offizielle Weltrekordinhaber im Dauersegelflug, Guy Marchand (Frankreich), bei. In die Satzungen der Vereinigung wurde der Passus aufgenommen, daß jede militärische oder militärähnliche Betätigung innerhalb des Verbandes zum Ausschluß der Betreffenden führt.“
Heute ist der DAeC der Spitzenverband des Luftsports und der Allgemeinen Luftfahrt in Deutschland. Er vertritt die Interessen der rund 90.000 Pilotinnen und Piloten gegenüber Politik und Behörden, Wirtschaft und Gesellschaft. Neben dem Segelflug gehören auch das Motorfliegen, Modellfliegen, Fallschirmspringen, Ballonfahren, Ultraleichtfliegen und Drachen- und Gleitschirmfliegen dazu. Einer der Unterzeichner der Gründungsurkunde war Karl Pfeifer aus Fulda. Ab 1948 betrieb er eine Maschinenfabrik, die unter anderem Seilwinden für Segelflugzeuge herstellte. Ebenfalls unterzeichnet hatte sein Sohn Willy (Teddy) Pfeifer, der 1970 die „Gersfelder Metallwaren GmbH“ (GMW) gründete, die sich inzwischen in dritter Generation als Zulieferer für die Automobilindustrie etabliert hat und einer der größten Arbeitgeber der Region ist.
Fliegerstraßen in Gersfeld
In Gersfeld gibt es verschiedene Straßennamen, die mit der Fliegerei auf der Wasserkuppe zu tun haben, aber wer war das? Eine Lilienthal-Straße, benannt nach dem Luftfahrtpionier Otto Lilienthal, gibt es z.B. vielerorts. Aber wer steckt hinter den Namen der Straßen hier in Gersfeld? Piloten? Pioniere? Woher kamen sie und was haben sie erfunden? Die Stadt Gersfeld war von jeher eng mit den Segelfliegern auf der Wasserkuppe verbunden. So kam es auch immer wieder zur Benennung einiger Straßen nach berühmten Personen aus der Fliegerei.
Ursinusstraße
Oskar Ursinus arbeitete im Ersten Weltkrieg als Konstrukteur bei den Gothaer Flugzeugwerken. Zugleich war er Verleger der Zeitschrift „Flugsport“ und immer schon begeistert von allem, was mit der Fliegerei zu tun hatte. Seine Zeitschrift veröffentlichte alles um den jungen, Anfang der 1920er Jahre aufkommenden Segelflug- und Modellflug-Sport. Dort erschien auch der Aufruf zu einem Flug-Wettbewerb in der Rhön auf der Wasserkuppe - und natürlich musste Ursinus als Organisator dabei sein. Er war in der Rhön schnell zum „Rhönvater“ geworden, einerseits weil er die Wasserkuppe berühmt machte, aber auch junge Fliegertalente immer unterstützte und so eine väterliche Rolle einnahm. Neben der Straße ist auf der Wasserkuppe das älteste noch stehende Gebäude nach ihm benannt, das „Ursinus-Haus“.
Günter-Groenhoff-Straße
Der Marktplatz wurde ab 1920 mehr und mehr Sammelort der angereisten Segelflieger. Nach einer strapaziösen Anreise, ob per Bahn, Handkarren oder sonstigem Fuhrwerk, bot sich der Marktplatz zum Verweilen und zur Planung der fliegerischen Aktivitäten an. Von hier aus, gestärkt und bereit für die anstehenden Abenteuer in der Fliegerei, ging es für die Flieger dann auf die Wasserkuppe. Seine frühen thermischen Segelflüge in ganz Europa sind Pionierleistungen. Leider verunglückte Groenhoff am 23. Juli 1932 bei einem misslungenen Start auf der Wasserkuppe mit seinem Hochleistungs-Segelflug „Fafnir“. Er versuchte sich noch mit dem Fallschirm zu retten, aufgrund der geringen Höhe entfaltete sich dieser aber nicht. Die „Tour Poppenhausen“ führt an seiner Absturzstelle vorbei, an der noch heute ein Holzschild auf den Ort der Tragik hinweist. Der Trauerzug führte von der Wasserkuppe über den Marktplatz von Gersfeld zum Bahnhof – also Stationen, die auch diese Tour beschreitet. Nach ihm ist auch das „Groenhoff-Haus“ als Teil der ehemaligen Reichssegelflugschule auf der Wasserkuppe benannt.
Fritz-Stamer-Straße
Wie kommt ein Bremer Architekt zum Segelflug? Fritz Stamers Motorflug-Karriere fand im Ersten Weltkrieg ein schnelles Ende. Nach dem Abschuss seiner Maschine kam er zwei Jahre in französische Kriegsgefangenschaft. Ähnlich wie viele, die ab 1920 zur Wasserkuppe reisten und den Enthusiasmus und die Gemeinschaft unter den werdenden Segelfliegern zu ihrem Lebensinhalt machten, blieb Stamer gleich im Kreise der Segelflieger, wurde Testpilot von neuartigen Flugzeugen und betätigte sich als weit bekannter Fluglehrer. Er entwickelte Schulungsmethoden und veröffentlichte Bücher, welche die Segelflugschulung allerorts ermöglichte. Sein wohl berühmtester Flug fand am 11. Juni 1928 in der „Ente“ statt, einem schwanzlosen Segelflugzeug, welches Raketen zum Antrieb im Heck eingebaut hatte – es waren die ersten bemannten Raketenflüge der Luftfahrtgeschichte. Ein Nachbau ist im Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe zu sehen. Fritz Stamer wurde 1951 auch erster Generalsekretär des frisch in Gersfeld gegründeten Dachverbandes aller Luftsportler, dem „Deutschen Aero-Club“.
Wolf-Hirth-Straße
Im Alter von 13 Jahren wurde Wolf Hirth Mitbegründer des „Modell-Aero Clubs Stuttgart“. Auch er kam 1920 - damals schon mit einem Motorrad - zur Wasserkuppe. Das Segelfliegen wurde für ihn nicht nur Leidenschaft, sondern Lebensinhalt. Als Fluglehrer gab er sein Wissen weiter, welches er als Pilot bei Segelflugwettbewerben, aber auch in Expeditionen zum Thema Segelflug in aller Welt (Südamerika, Japan, Südafrika, Deutsch-Südwestafrika – heute Namibia, USA) sich angeeignet hatte. Zusammen mit Martin Schempp gründete er in Kirchheim/Teck den Flugzeugbau Schempp-Hirth, der bis heute wegweisende Segelflugzeuge baut – genau wie der Segelflugzeugbau Alexander Schleicher im hier benachbarten Poppenhausen. Beide Firmengründer waren auf der Wasserkuppe fliegerisch aktiv und gaben dem Segelflug wichtige Richtungen vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt Hirth an der Vision fest, dass Segelflug bald wieder erlaubt werden solle und gründete mit vielen Freunden am 4. August 1950 im Hotel „Krone Post“ am Marktplatz in Gersfeld den „Deutschen Aero Club“, dessen erster Präsident er wurde.
Alexander-Lippisch-Straße
Als studierter Aerodynamiker war Alexander Lippisch beim Flugzeugbauer Dornier angestellt. Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte ihn jedoch in die Arbeitslosigkeit. Er hörte von den Segelfliegern auf der Wasserkuppe und wurde schnell ein Teil von ihnen. Selbst fliegen konnte er nicht, aber mit Formeln und sehr unkonventionellen Ideen entwarf er mit großer Leidenschaft neuartige Flugapparate. Seine Liebe galt den „schwanzlosen Flugzeugen“, also Flugzeuge welche keinen klassischen langen Rumpf mit Höhenleitwerk hatten. Zusammen mit dem schwäbischen Original und Charaktermensch Gottlob Espenlaub blieb er über den Winter 1920/21 auf der Wasserkuppe - bei meterhohem Schnee und in einfachen Zelten! Gemeinsam bauten sie konventionelle, aber auch revolutionäre Flugzeuge. Die 1928 entworfene „Raketen-Ente“ war genauso von Lippisch entworfen wie später das erste Flugzeug, welches die Geschwindigkeit von 1000 km/h erreichte, die Messerschmitt „Me 163“. Allen gemein waren Auslegungsmerkmale, die abseits von „normalen Flugzeugen“ lagen. Der "Fafnir" von Groenhoff, in klassischer Bauart, stammt ebenfalls aus der Hand von Lippisch
Martensstraße
Arthur Martens war im Ersten Weltkrieg bereits Leutnant im Jagdgeschwader "Manfred von Richthofen" gewesen, beherrschte also den Motorflug. Nach Ende des Krieges studierte er in Hannover und begann als Maschinenbau-Ingenieur bei der Hannoverschen Waggonfabrik. Den Problemen aufgrund des verordneten Verbots in der Motorfliegerei entging er durch den Segelflug - und die Rhönwettbewerbe waren ein ideales Feld für den erfahrenen Piloten und die Flugmaschinen aus seiner Heimat Hannover. Er stellte Rekorde auf und gewann mehrfach die Rhön-Segelflugwettbewerbe. Das Flugzeug "Vampyr", an dem er mitgearbeitet hatte, war nicht nur seine Rekordmaschine, sondern auch der Ausgangspunkt für folgende Entwicklungen und damit ein wichtiger Meilenstein im Segelflug. 1937 kam er beim Absturz eines Passagierflugzeuges in Belgien ums Leben. Seine Spur in der Rhön findet sich bis heute: Er gründete auf der Wasserkuppe die erste Segelflugschule der Welt, die "Martens-Flieger-Schule". Die heutige "Fliegerschule Wasserkuppe" ist die Nachfolgerin dieser Gründung und bildet jedes Jahr viele Luftsportler aus. Ein Replika des "Vampyr" ist im Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe zu besichtigen
Espenlaubstraße
Im Alter von 19 Jahren las Gottlob Espenlaub, ältester Sohn eines Schäfers von der Schwäbischen Alb, vom anstehenden Rhönwettbewerb 1920 und der Suche nach Helfern. Als arbeitsloser Schreiner baute er so das erste Rhönlager mit auf und wurde Helfer des Lagerkochs. Vom Wunsch getrieben, einen selbstgebauten Flugapparat in die Luft zu bekommen, sammelte er das Holz von zu Bruch gegangenen Gleitern und versuchte sich mit eigenen Konstruktionen - allerdings mit wenig Erfolg. Den Winter 1921/22 verbrachte er mit dem Ingenieur Alexander Lippisch auf der Wasserkuppe und baute unentwegt mit ihm an Flugapparaten weiter. Mit Edmund Schneider gründete er 1923 in Grunau (Riesengebirge) die dortige Flugschule und begann, Flugtage zu veranstalten. Er baute sich eine eigene Firma auf und spezialisierte sich auf Flugzeugreparaturen. 1970 kam er zum 50-jährigen Jubiläum der Rhönwettbewerbe letztmals auf die Wasserkuppe. Gottlob Espenlaub starb 1972 in Wuppertal.
Das Museum
Lebendige Geschichte hautnah erleben - im Deutschen Segelflugmuseum mit Modellflug!
Die Wasserkuppe gilt als die Geburtsstätte des Segelfluges. In Fliegerkreisen avancierte sie zum "Berg der Segelflieger". Flughistorische Ereignisse wie der Weltrekord 1912 von Hans Gutermuth auf der „F.S.V. X“, Arthur Martens Rekordflug auf dem „Vampyr“ 1922, der erste bemannte Raketenflug der Welt von Fritz Stamer 1928 oder der Flug des ersten funkferngesteuerten Flugmodells „BF52“ von 1936 fanden hier statt.
Vom einfachen Lilienthal-Gleiter bis zum modernen Hochleistungs-Kunststoff-Segelflugzeug, vom freifliegenden Flugmodell aus Holz bis zum ferngesteuerten Kohlefaser-Wettbewerbsmodell, die Entwicklungsgeschichte des Segel- und Modellfluges wird in den Aussstellungshallen des Museums lebendig. Mit ca. 4000 m² Ausstellungsfläche ist es das größte Museum dieser Art auf der Welt und beherbergt viele interessante Exponate. Sie sind herzlichst willkommen, diese Zeitreise durch die Fliegerei zu erleben. In dem im Jahre 1987 eröffneten Museum wird die über 100-jährige Geschichte und die technische Entwicklung des Segel- und Modellfluges präsentiert. In dem freitragenden Kuppelbau und der sich anschließenden großen Ausstellungshalle, die im Frühjahr 2006 eingeweiht wurde, erwarten Sie die erfolgreichsten Segelflugzeuge in Originalgröße sowie entwicklungsgeschichtlich bedeutsame Modellflugzeuge. Wechselnde Sonderausstellungen machen das Museum besonders beliebt. Neben der Geschichte der Wasserkuppe werden auch wichtige Produkte des Segelflugzeugwerkes Alexander Schleicher aus Poppenhausen gezeigt, so z. B. das erste Schleicher-Flugzeug "Hol’s der Teufel" oder den "Rhönadler", das erste in Serie gebaute Leistungs-Segelflugzeug. Auch die ASW 12, mit der das Kunststoffzeitalter bei Schleicher begann, ist als Meilenstein der Entwicklung zu bewundern.
Knofe auf der Wasserkuppe
Warum heißt der Nebel auf der Wasserkuppe oder die Wasserkuppe in Wolken „Knofe“? Ist es ein Wort aus dem Rhöner Dialekt? Oder ein eingedeutschtes Fremdwort? Was meinen die Rhöner und die Flieger, wenn sie von „Knofe“ sprechen?
Mitte der 1920er Jahre trat ein sächsischer Polizeioffizier in der Rhön in Erscheinung. Als Flieger mit dem Offiziers-Dienstgrad eines Hauptmanns im Ersten Weltkrieg war er fliegerisch sehr erfahren, teilte aber das Schicksal aller seiner damaligen Fliegerkameraden nach Kriegsende: es gab für sie in der Luftfahrt keinerlei Betätigung mehr. Aber in der Rhön, da flog man seit 1920 in organisierten Wettbewerben mit Flugzeugen ohne Motor. Das wollte sich dieser ehemalige Pilot namens „Knofe“ anschauen und wurde sofort belächelt, als er sich mit Namen vorstellte. Aber warum? Der Feldflieger Oskar Knofe hatte zu Beginn des Ersten Weltkrieges meist die Aufgabe, direkt hinter der Front den Luftraum mit seinem Motorflugzeug zu sichern. Das hatte er auch bei Schlechtwetter zu tun, bis er eines Tages wegen – in seinen Augen - zu schlechten Wetters landete. Sein Vorgesetzter schickte ihn jedoch sofort wieder in die Luft, was ihm überhaupt nicht passte und seine Kameraden zum Lachen brachte. Fortan hieß es: „Heute ist Schlechtwetter, da fliegt Knofe gerne, nicht wahr Knofe?“. So verbreitete sich der Begriff „Knofe“ durch die Flieger auch in anderen Fliegerstaffeln und der Begriff prägte nicht nur schlechtes Wetter während des Krieges, sondern er war danach auch auf der Wasserkuppe die passende Beschreibung für schlechtes, nicht fliegbares Wetter. Der Begriff „Knofe“ war also auf der Wasserkuppe schon längst in Gebrauch, bevor der Namensgeber persönlich dort in Erscheinung trat. Erschwerend kommt hinzu, dass auf der Wasserkuppe oft die Wolken sehr dicht hängen, ohne jegliche sichtbare Bewegung - und das über mehrere Tage. So wurde „Knofe“ genutzt, um an Flugzeugen zu arbeiten, Erfahrungen auszutauschen oder um Flugvorbereitungen für die nächsten Tage zu treffen.
Postflug mit dem Segelflugzeug
Am 1. August 1925 wurde im späteren Ursinus-Haus dauerhaft eine Zweigpostanstalt des Postamtes Gersfeld auf der Wasserkuppe eingerichtet. Am 31. August 1925 führte Gottlob Espenlaub mit 4000 Briefsendungen an Bord den ersten Postflug mit einem Segelflugzeug in der deutschen Postgeschichte nach Gersfeld aus.
Dafür erhielt Espenlaub den von der Stadt Gersfeld ausgesetzten Preis von 300 Mark. Alle beförderten Sendungen erhielten den Bestätigungsstempel „Mit Segelflug Wasserkuppe nach Gersfeld“. 1932 genehmigte das Reichspostministerium anlässlich des Rhönwettbewerbs eine regelmäßige Segelflugpostverbindung von der Wasserkuppe nach Gersfeld. Als Vergütung für die Beförderung erhob das Ministerium einen Zuschlag von 10 Pfennig, der anschließend der Rhön-Rossitten-Gesellschaft wieder rückvergütet wurde. Infolge des ungünstigen Wetters konnten die regelmäßig geplanten Flüge allerdings nur an sieben Tagen ausgeführt werden. Auch die vorgesehenen Schlusszeiten (17.00 Uhr) und Abflugzeiten (18.30 Uhr) konnten nicht eingehalten werden. Da ein Abwerfen der Post aus dem Segelflugzeug nicht möglich war, sah man als Landeplatz die „Wacht“ oberhalb des Gersfelder Bahnhofs vor. Bei anderen Landeplätzen wurde die Post vom Personal des den Flug verfolgenden Fahrzeugs aufgenommen und dem Beamten des Postamtes übergeben. Insgesamt sind während des Wettbewerbs 2076 Briefe und 4892 Postkarten befördert worden. Nach 1932 wurden in Deutschland keine weiteren Versuche zur dauerhaften Postbeförderung mit Segelflugzeugen durchgeführt.
Fliegerdorf Obernhausen
Auf 686 m Meereshöhe gelegen, ist Obernhausen am Fuße der Wasserkuppe ein Stadtteil von Gersfeld (Rhön). Überregionale Bekanntheit genießt der Ort nicht nur durch den Skilift am sogenannten „Zuckerfeld“, auf das an der nächsten Station in Richtung Wasserkuppe noch näher eingegangen wird
Obernhausen fiel durch die Nähe zur Wasserkuppe und die Verkehrsanbindung mit einer Straße nach Gersfeld für die Flieger immer schon eine große Bedeutung zu. Zum Beispiel nutzte die Reichssegelflugschule einen Kastenschlitten für den Krankentransport bis nach Obernhausen, wenn die Straße zur Wasserkuppe im Winter zugeweht war. Die meisten Flugpioniere passierten diesen Rhönort auf dem Wege von der Bahnstation Gersfeld zur Wasserkuppe und einige von ihnen fanden auch Unterkunft bei den Dorfbewohnern. Vor 1937 gehörte das Gelände der Wasserkuppe 42 verschiedenen Eigentümern, aufgeteilt auf die kleinen Gemeinden Abtsroda, Obernhausen, Reulbach und Schachen. Nach der Umlegung durch das Kulturamt Fulda wurde das gesamte Wasserkuppenareal Obernhausen zugesprochen. In den 1930er Jahren gab es sogar Überlegungen, Obernhausen in „Fliegerdorf“ umzubenennen. Nach der Gebietsreform gehörte Obernhausen ab dem 31.12.1971 zur Stadt Gersfeld und somit auch die Wasserkuppe. Auch heute noch ist Obernhausen vom Tourismus geprägt und bietet vielen Rhönurlaubern Unterkunft. Besonders bei Modellfliegern ist der Ort sehr beliebt.
Neustart für die Gersfelder Segelflieger
Obernhausen war auch der Ort, an dem der Segelflug für den „Aero Club Rhön, Gruppe Gersfeld“ (später dann Rhönflug Gersfeld e.V.) nach dem Zweiten Weltkrieg neu begann. Als das von den Alliierten auferlegte Flugverbot 1951 wieder aufgehoben wurde, machten sich die Gersfelder Segelflieger auf Betreiben von Zahnärztin Ursula Kannengießer und Fluglehrer Erich Kristan gleich an den Bau eines Flugzeuges. In den ehemaligen RAD-Baracken an der Nordwestseite von Obernhausen entstand in reiner Handarbeit ein Zögling. Rippen und Spanten wurden auch teilweise bei Ursula Kannengießer (später Laschütza) in Gersfeld in der Küche gebaut. Fritz Stamer wurde nach der Fertigstellung gebeten, den ersten Start mit dem Zögling auf der Wasserkuppe durchzuführen. Im gleichen Jahr wurde von den Gersfelder Fliegerkameraden auch noch eine ES 49 angeschafft. Es war das sechste Flugzeug, das nach dem Neubeginn bei Alexander Schleicher Segelflugzeugbau in Poppenhausen hergestellt wurde.
Peter Riedel
Peter Riedel zählt zu den bekanntesten Flugpionieren auf der Wasserkuppe. Auf der ersten Station dieses Segelfliegerweges am Bahnhof wurde beschrieben, wie er 1920 als 14-jähriger Junge alleine mit dem Zug in Gersfeld ankam, um mit seinem selbst konstruierten und selbst gebauten Flugapparat „P.R. II“ am ersten Rhön-Flugwettbewerb teilzunehmen. Auch wenn ihm die technische Kommission unter einem Vorwand die Lufttüchtigkeit seiner „P.R. II“ versagte, um so den Jungen nicht zu gefährden, durfte er immerhin an Schleppleinen geführt mit seinem Gleiter üben
Peter Riedel sollte in der weiteren Geschichte des Segelflugs eine nicht unbedeutende Rolle zukommen. Er gilt unter anderem auch als „Erfinder“ des Flugzeugschlepps. 1932 beendete er ein Ingenieurstudium, arbeitete später als Verkehrspilot und Ingenieur. 1956 wanderte er in die USA aus. Er blieb der Wasserkuppe immer verbunden und schilderte seine dortigen Erlebnisse in seinem dreibändigen Buch „Erlebte Rhöngeschichte“. Auch der australische Autor Martin Simons beschreibt in seinem Buch „German Air Attaché“ Peter Riedels Leben von 1937 bis 1947. Peter Hadamczik-Trapp aus Gersfeld-Sandberg hat dieses Werk ins Deutsche übersetzt.
Eine Geschichte aus Peter Riedels Trilogie handelt vom Absturz Wolf Hirths - der spätere erste Präsident des 1951 in Gersfeld neu gegründeten Deutschen Aeroclubs (DAeC) - an Pfingsten 1923:
Kurz vor Mittag startete Hirth vom Südhang nahe dem Berggasthof. Mit einer eleganten Rechtskurve folgte er dem Hang für einige Sekunden und drehte dann, da der Wind zum Segeln nicht ausreichte, nach Süden in Richtung Eube ab. Der Schatten des Seglers huschte über die grünen Hänge, kletterte schnell an der kleinen Eube hinauf und verschwand dann in der nächsten Talsenke. Jetzt schon 1200 Meter weit entfernt und nur noch schwer zu erkennen ... dann kam der Schatten wieder in Sicht, an die 1500 Meter entfernt und nur noch 8-10 Meter unter den weißen Flächen. Da - was war das? Wir hatten uns schon in Bewegung gesetzt, um Wolf zurückzuholen. Mit abgeschirmten Augen stand alles wie versteinert, denn plötzlich hatten sich Schatten und Flächen vereint. Wie vom Blitz getroffen war die „S-13“ aus der Luft gefallen. Es dauerte mehrere Sekunden, bis das Krachen des berstenden Flugzeugs uns erreichte. Jemand schrie laut auf - »abgestürzt ... « Ich rannte augenblicklich los. Es läuft sich schwer im weichen Grasteppich der Wasserkuppe, besonders, wenn man gerade erst aus dem Tiefland in die Rhön gekommen war. Mein Herz klopfte bald zum Zerspringen, ich musste das Tempo mit keuchendem Atem verringern. Als erster stand ich neben dem Bruch. Gottseidank - Wolf lebte. Doch sein Gesicht war so verschwollen, dass ich ihn nicht erkannt hätte. Er lallte vor sich hin, war nicht zu verstehen, offenbar bewusstlos. Bekümmert rief ich ihm zu: »Wolf, ich laufe nach Gersfeld und hole Dr. Fries.« Er schien mich nicht zu hören. Also weiter gerannt ins Tal, erst auf dem Fußwege und dann auf der Straße vom Mittelhof an Brembach vorbei bis Gersfeld zum Hause Brückenstraße 2, wo Dr. Fries wohnte. Hinterher wurde geschätzt, dass ich für die fünf Kilometer von der Baude bis zum Arzt etwa 25 Minuten gebraucht hätte. Ich war zu aufgeregt, um darauf zu achten. Jedenfalls klingelte das Telefon kurz nach meinem Eintreffen und jemand teilte Dr. Fries den Unfall Hirths nun auch vom Berggasthof aus mit. Die Telefonleitung der Baude ging damals über das Fernamt Fulda und die Verbindungen benötigten ihre Zeit, als man noch Handkurbeln drehen und das Gespräch vom Amtsfräulein weiter stöpseln lassen musste. Ärzte sind an Unfälle gewöhnt. Dr. Fries, offenbar seelenruhig, schickte mich zu Fuß zum Bahnhof mit dem Auftrag, von dort zwei Bahnbeamte mit der einzigen dort für Gersfelder Unfälle verfügbaren Tragbahre zu holen. Inzwischen suchte er seine Geräte zusammen und machte das Auto fahrbereit. Wolf Hirth wurde dann von der Eube bis zum Mittelhof hinuntergetragen, wo man die Bahre auf die offene Karosserie des Autos legte und ihn so ins Krankenhaus Fulda brachte. Wir anderen kehrten bedrückt ins Fliegerlager zurück. In Fulda wurde ein Beckenbruch, Beinbrüche und eine schwere Gehirnerschütterung festgestellt. Wolf musste dort fünf Monate lang das Bett hüten, bis er wieder hergestellt war. Er genas völlig. Seine in späteren Jahren notwendig gewordene Beinprothese war die Folge eines späteren Motorradunfalls in Stuttgart.
Zucker für mutige Piloten
Dass es in der Rhön keine Zuckerrohrplantage gibt, ist nicht ungewöhnlich. Aber warum heißt dann dieser Bereich „Zuckerfeld“ und was hat das mit Segelflug zu tun?
Anlässlich der Rhön-Wettbewerbe im Segelflug wurden von vielen Gönnern (heute „Sponsoren“) Geld- oder Sachpreise gestiftet. Der dritte RhönWettbewerb fand 1923 in einer Zeit statt, die von einer unglaublichen Inflation geprägt war. Daher waren Geldpreise zwar schön, aber schon zwei Wochen später eventuell nur noch die Hälfte wert. So dachte es sich auch ein Zuckerfabrikant aus Thüringen, der einen Preis stiften wollte: „Warum muss es ein Preis in Form von Geld sein? Warum nicht in Form von Waren?“ Gerade bei seinem Produkt „Zucker“ sollte es ja egal sein, wie die Inflation verläuft: zwei Zentner Zucker sind eine sichere Währung. Deshalb stiftete er den „Preis von Thüringen“ in Form von wertbeständigem Zucker für denjenigen, der in einem Ziellandewettbewerb mit seinem Apparat am nächsten zu einem festgelegten Zielpunkt landete. Die ausgesteckte Landewiese lag hier, etwa 500 Meter oberhalb von Obernhausen. Es gab damals noch keine Landeklappen oder Radbremsen, was den Wettbewerb zu einer großen Herausforderung machte - außerdem ist es ein Berghang und keine horizontale Fliegerwiese mit hindernisfreiem Anflug. So landeten die Piloten Heinrich Hentzen 11,5 Meter und Arthur Martens 30,4 Meter vom Zielpunkt entfernt. Beide Piloten kamen von der Flugwissenschaftlichen Gruppe Hannover. Sie teilten sich den Preis gerecht auf: 1 1/2 Zentner für Hentzen, 1/2 Zentner für Martens. Das entsprach zum Zeitpunkt der Preisvergabe der Summe von 6000 bzw. 2000 Reichsmark! Die Ziellande-Wettbewerbsidee im Rahmen der Rhön-Wettbewerbe war einmalig, was aber bis heute blieb, ist der Name der Landewiese - das „Zuckerfeld“. Heute ist das Zuckerfeld im Winter ein geeigneter Hang für Wintersport und dank des kurzen Weges vom Parkplatz zum Schlepplift sehr beliebt. Er wird betrieben von der Familie Jörges. Harald Jörges war langjähriger Leiter der Fliegerschule Wasserkuppe. So schließt sich wieder ein Kreis.
Fliegerlager und Weltensegler
Der Ort des früheren Fliegerlagers – aus einer Zeltstätte wird eine Bebauung
Während Darmstädter Studenten schon vor dem Ersten Weltkrieg in der Nähe der Fuldaquelle in einem Heuschuppen Unterschlupf fanden, entstand hier oberhalb dieser Station in etwas geschützter Lage ab 1920 das Fliegerlager. Die angereisten Segelflieger konnten ihre Flugapparate zunächst in großen Armeezelten unterbringen. Nach und nach entstanden feste, sehr einfache Unterkünfte. Auf den hier gezeigten Bildern bekommt man einen Eindruck vom damaligen Lagerleben.
Weltensegler
Noch etwas weiter oberhalb auf dem angrenzenden Plateau standen die ursprünglichen Werkstätten der Weltensegler GmbH, die Friedrich Wenk in BadenBaden gegründet hatte. Deshalb wird das Fluggelände bis heute „Weltensegler“ genannt. Auch der Segelflugpionier Alexander Schleicher kam als Schreiner in der Weltensegler GmbH erstmals mit Flugzeugen in Kontakt und erlernte in der Weltenseglerschule das Fliegen. 1927 gründete er in Poppenhausen sein eigenes Flugzeugwerk - „Alexander Schleicher Segelflugzeugbau“ - bis heute einer der größten und erfolgreichsten Segelflugzeughersteller weltweit. Der „Weltensegler“ wird heute für Windenstarts des Vereins „Rhönflug Fulda“ genutzt und bei entsprechenden Windverhältnissen kommen dort auch Modellflieger in oft großer Zahl auf ihre Kosten. Auch die Flieger des „Rhönflug Gersfeld“ nutzen dieses Gelände, um abends direkt vor ihrer Flugzeughalle zu landen.
Waschraum Fuldaquelle
Die Fuldaquelle – Ursprung eines Flusses und doch Lebensader für Wanderer und Flieger: Willkommen im Waschraum der Darmstädter Schüler
Die Entdeckung der Wasserkuppe als Fliegerberg wird jungen Darmstädter Schülern zugeschrieben. Im Jahr 1909 gründeten Schüler des Ludwig-Georgs-Gymnasiums die Flug-Sport-Vereinigung (FSV) Darmstadt, aus der dann später die Akaflieg Darmstadt hervorgegangen ist. Inspiriert von der ersten Internationalen Luftfahrt-Ausstellung, die im gleichen Jahr in Frankfurt stattfand, begannen sie, eigene Gleiter zu bauen und diese bei Darmstadt sowie ab 1911 auf der Wasserkuppe zu erproben. In den Jahren 1912 und 1913 nutzten die jungen Segelflieger die Fuldaquelle für ihren täglichen Bedarf an Trink- und Brauchwasser. Untergebracht waren sie in unmittelbarer Nähe in einer stallartigen Holzhütte mit einem Zeltanbau. Einer der Schüler, Hans Gutermuth, flog am 22.07.1912 auf der „F.S.V. X“ am Nordhang der Wasserkuppe einen Weltrekord: 840 Meter Flugweite in 112 Sekunden. Der Beginn des Ersten Weltkrieges setzte ihren erfolgreichen Flugversuchen ein Ende. Nicht alle der jungen Flieger kehrten aus dem Krieg zurück. So fiel auch Hans Gutermuth als Leutnant der Reserve am 16. Februar 1917 in Frankreich als sogenannter „Alter Adler“, wie Flugpioniere bezeichnet wurden, die schon vor dem Krieg den Flugschein besaßen. Die von der Wasserkuppe ausgehende Segelflugbewegung trat dennoch unbeirrt ihren Siegeszug in die Welt an. Aus Sekunden wurden Stunden und aus wenigen Metern hunderte von Kilometern.
Die Fuldaquelle im Wandel der Zeit
Auszug aus dem Buch „Die Wasserkuppe - Ein Berg mit Geschichte“ von Joachim Jenrich
Im Jahre 1880 wurde an dieser Stelle erstmalig vom Rhönklub-Zweigverein Fulda eine Tafel an einem Haufen aufgeschichteter Basaltsteine angebracht. Das Quellwasser trat in natürlicher Art und Weise zwischen den Basaltsteinen an die Oberfläche. Nach sechs Jahren wurde die geschaffene Anlage vom damaligen Besitzer wieder entfernt. Nachdem man sich mit dem Eigentümer geeinigt hatte, wurde die Fuldaquelle erneut vom Rhönklub gestaltet. Mit Basaltsteinen errichtete man eine ausgefugte Mauer über der Quelle. Über eine Treppe konnte man zur Quellfassung hinabsteigen. Eine Bronzetafel mit der Inschrift „Fuldaquelle 855 m über dem Meeresspiegel. Rhönklub 1982, Eigentum des Zweigvereins Fulda“ wurde angebracht. Im Jahre 1921 ist die Fuldaquelle mit 180 qm umgebender Fläche an den Rhönklub überschrieben worden. Die heutige Anlage entstand im Wesentlichen bereits im Jahre 1925. Damals wurde die Basaltmauer bedeutend erweitert und darüber eine Aussichtsterrasse geschaffen. Bis zum Jahr 1967 diente die Fuldaquelle auch zur Wasserversorgung der zivilen und militärischen Einrichtungen auf der Wasserkuppe.
Die älteste Fliegerschule der Welt
Eine Fliegerschule im Wandel der Zeit
Am 14. Juli 1911 transportierten Darmstädter Schüler das erste Luftfahrzeug für ihre Gleitversuche auf die Wasserkuppe. 1920 wurde der erste Rhön-Segelflugwettbewerb ausgerichtet und es entstanden auch die ersten festen Gebäude für die Flieger. Die Geschichte der Fliegerschule Wasserkuppe begann 1924 mit dem Bau der „Martens-Flieger-Schule“. Heute gilt sie als die älteste Fliegerschule der Welt
1924 Gleich nach der Schneeschmelze wurde mit dem Bau der ersten Fliegerschule begonnen. Bereits im August stand das Gebäude der „Martens-Flieger-Schule“. Fritz Stamer wurde als Fluglehrer eingestellt, der auch die weißen Möwen als Emblem der Wasserkuppe und als Leistungsabzeichen entwarf. 1925 Die Trägerschaft der Schule wechselt zur „Rhön-Rossitten-Gesellschaft“, dem Vorläufer der heutigen „Gesellschaft zur Förderung des Segelflugs auf der Wasserkuppe“ (GFS). 1927 Die Erfolge der Piloten der Segelflugschule konnten sich sehen lassen: 91 A-, 95 B- und 17 C-Prüfungen wurde absolviert. 1931 Die Lehrgänge der Fliegerschule wurden zunehmend international besetzt. 21 Flugschüler aus Holland, England, Amerika, Schweiz, Tschechoslowakei, Österreich, Rumänien, Spanien, Luxemburg und Italien besuchten 1931 die Kurse. Jeder der zwölf Kurse hatte etwa 50 Teilnehmer, die im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildung 115 A-, 100 B- und 112 C-Prüfungen ablegten. Zum ersten Mal nahmen auch Frauen an den Lehrgängen teil. Unter Leitung von Fritz Stamer wurde auf dem Flugplatz Darmstadt-Griesheim der erste Schleppfluglehrgang abgehalten. 1932 Die Fliegerschule bekommt den Namen „Segelfliegerschule Wasserkuppe der Rhön-Rossitten-Gesellschaft“. Der Flugzeugpark bestand aus insgesamt 18 Flugzeugen (Zögling, Falke, Superfalke und Professor). 1933 Mit der Nazi-Herrschaft wurden alle fliegerischen Aktivitäten gleichgeschaltet und auch die Fliegerei auf der Wasserkuppe dem von der NSDAP gegründeten DLV (Deutscher Luftsportverband, Vorläufer des NSFK) unterstellt. Die Zeit des privaten Fliegens war somit vorbei, der Segelflug wurde Vorstufe zur militärischen Flugausbildung. 1934 Das Deutsche Forschungsinstitut für Segelflug begann im Mai mit dem Bau der 66 x 53 Meter großen Hermann-Göring-Halle. Willi Gilges kam als Segelflug- und Theorielehrer sowie als Bauprüfer zur inzwischen genannten „Reichssegelflugschule“. Heinz Peters wurde als Fluglehrer eingestellt. 1937 Mit 42 Grundstückseigentümern musste verhandelt werden, um das für den Flugbetrieb der Reichssegelflugschule benötigte Gelände auf der Wasserkuppe zu kaufen. Im Tal wurde dazu Ersatzland gekauft und vom Kulturamt Fulda umgelegt. Die Grundstücke gehörten zu vier Gemarkungen: Abtsroda, Reulbach, Obernhausen und Schachen. Das NSFK (Nationalsozialistische Fliegerkorps) führte das ganze Wasserkuppenareal gegen den anfänglichen Widerstand von Reulbach schließlich nach Obernhausen zusammen. 1939 Mit 40 Personen als Stammpersonal und mit regelmäßig 21-tägigen Segelfluglehrgängen mit im Durchschnitt 120 Schülern war die Reichssegelflugschule damals wohl die größte Segelflugschule Deutschlands, wenn nicht sogar weltweit. 1945 Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Luftsport in Deutschland von den Alliierten untersagt. 1952 Die GFS wurde mit ihrer Gründung Flugplatzhalter und gleichzeitig Träger der Segelflugschule. 1953 Die Segelflugausbildung beginnt wieder auf der Wasserkuppe. Erster Flugleiter war Heinz Peters. 1955 Das neue Gebäude mit Unterkünften, Werkstattgebäude und einer 40 mal 18 Meter großen Flugzeughalle entsteht. Die Baukosten von 230.000 Mark übernahm zum größten Teil die US Air Force als wohlwollende Entschädigung für die beschlagnahmten Gebäude der ehemaligen Reichssegelflugschule. Mit Walter Dittmar als Schulleiter erlangte die Wasserkuppe bald ihre alte Anziehungskraft als „Berg der Flieger“ zurück. 1959 Baubeginn der heutigen Startbahn mit Unterstützung von amerikanischen Pioniereinheiten aus Wildflecken. Das erste Motorflugzeug, eine „Klemm 107 B“, wird angeschafft, finanziert durch öffentliche Mittel und Firmenspenden. 1962 Richtfest für den 30 Meter langen Erweiterungsbau. Die ÜWAG schenkte der Schule eine Ka 8 mit dem Namen „Rhönblitz“, die Kreissparkasse Fulda taufte ihr gespendetes Flugzeug Ka 6 „Sparvogel“. 1970 Für vier Jahre trug die Segelflugschule den Namen „Fritz-Stamer-Segelflugschule“. Jährlich werden etwa 200 Flugschüler ausgebildet. 1972 Der Flugzeugpark wird stetig erweitert. Ein doppelsitziger Motorsegler ASK 16 kommt hinzu. 1976 Die Maschinen der Segelflugschule absolvierten 21235 Starts. Dabei erflogen die Piloten fast 6000 Stunden. 1981 Die Startbahn wird auf einer Länge von 400 m asphaltiert. 1986 Die letzten Holzflugzeuge wurden ausgemustert und durch moderne Kunststoffflugzeuge ersetzt. 1989 Die Grenze zur ehemaligen DDR öffnet sich. Die Wasserkuppe liegt nach der friedlichen Wiedervereinigung wieder mitten in Deutschland. Zuvor war der Eiserne Vorhang nicht einmal 10 km Luftlinie von der Wasserkuppe entfernt und ab und zu kam es zu Außenlandungen von Segelfliegern auf DDR-Gebiet, was stets diplomatische Verwicklungen nach sich zog. 1997 Die Startbahn wird saniert und verlängert. 2013 Am 14.06.2013 wird das neue Luftsportzentrum am neuen Standort mit Schulungsräumen, Büros, einer Motorflugzeughalle und dem Restaurant „Weltensegler“ offiziell eingeweiht
Die GFS - Gesellschaft zur Förderung des Segelflugs auf der Wasserkuppe e.V
Die Gesellschaft zur Förderung des Segelflugs auf der Wasserkuppe e.V. ist die Dachorganisation und Platzhalter des Sonderlandeplatzes Wasserkuppe. Sie vertritt die Interessen aller Rhönflugvereine und betreibt die Fliegerschule Wasserkuppe als wirtschaftlichen Eigenbetrieb. Der Vorstand setzt sich zusammen aus Beisitzern aller Rhönflugvereine und Referenten zu den jeweiligen Bereichen. Präsident ist der Landrat des Landkreises Fulda.
Folgende auf der Wasserkuppe ansässigen Vereine gehören der GFS an:
Rhönflug Gersfeld e.V.
Rhönflug Poppenhausen e.V.
Rhönflug Fulda e.V.
Rhönflug Oldtimer Segelflug ClubWasserkuppe e.V.
Rhöner Drachen- und Gleitschirmflieger Poppenhausen e.V
Heute präsentiert sich die Fliegerschule Wasserkuppe als gut aufgestelltes Dienstleistungsunternehmen mit einem modernen Flugzeugpark und einer hervorragenden Infrastruktur. Trotzdem ist der “Geist der Segelflugpioniere” nicht vergessen. Gerade hier an diesem Ort, der für die Geschichte des Segelflugs einzigartig ist und der weltweit höchste Anerkennung genießt. Die Fliegerschule Wasserkuppe ist das Aushängeschild der „Gesellschaft zur Förderung des Segelflugs auf der Wasserkuppe e. V.“ mit ihren angeschlossenen Flugvereinen. So kommt ihr in der öffentlichen Wahrnehmung eine sehr große Bedeutung in der Repräsentation des „Berges der Flieger“ zu. Im Jahr 2024 kann die Fliegerschule auf 100 Jahre Bestehen zurückblicken.
Das Flugmuseum auf der Wasserkuppe
Das Museum wurde 1987 erbaut und zeigt noch heute die Geschichte und die technische Entwicklung des Segelflugs. Auch Modellflugzeuge, die zur Entwicklungsgeschichte beigetragen haben und beitragen, kann man hier finden, sowie einige Pioniere, die in diesem Zusammenhang vorgestellt werden.
Erste Eindrücke sowie Eintrittspreise und Öffnungszeiten können Sie hier finden.