Segelfliegerweg Wasserkuppe - Tour Poppenhausen


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Das Rudolf-Kaiser-Denkmal
Rudolf Kaiser gehört zu den ganz Großen des Deutschen Segelflugs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Weg vom Dorfjungen bis zum weltbekannten Segelflugzeugkonstrukteur ist die interessante Geschichte eines Selfmademans.
Geboren am 10. September 1922 in Waldsachsen bei Coburg am Fuße des traditionsreichen Flugplatzes Brandensteinsebene, war Kaiser schon in frühester Jugend vom dortigen Flugbetrieb stark beeindruckt.
Mit 12 Jahren entwickelte er seine ersten beiden Flugmodelle und in der väterlichen Scheune einen Hängegleiter. Rudolf Kaiser besuchte die Höhere Schule mit dem Ziel, Flugzeugbau zu studieren - gegen den Willen des Vaters, der wollte, dass Rudolf Metzger wird und das väterliche Geschäft im Dorf übernimmt.
Das Abitur fiel in den Krieg. Kaiser wurde noch Soldat. Mit Kriegsende war sein Vorsatz, Flugzeugbauer zu werden, nicht mehr zu verwirklichen. Der Jugendtraum war aber nicht ausgeträumt. Die Ausbildung zum Tiefbauingenieur von 1949 bis 1952 an der Staatsbauschule in Coburg gab ihm das mathematische Rüstzeug, aus dem Archiv der Weltluftfahrt holte er sich das luftfahrttechnische Wissen. I diesem Zusammenhang darf die spätere enge Zusammenarbeit mit Walter Stender als „Chefberater“ und Freund nicht unerwähnt bleiben.
Den Grundstein zum Weg einer der erfolgreichsten Segelflugzeugkonstrukteure der Welt zu werden, legte er in 1951 mit seinem 10m-Kleinsegler Ka 1, den Rudolf Kaiser mit Hilfe einiger Freunde noch vor der Freigabe des Baus von Segelflugzeugen auf dem Boden der elterlichen Scheune begann. Im Sommer 1951 ging es an den Rumpf. Um ihn aus dieser “Werkstatt” herauszuholen, mussten Bretter des Scheunengiebels entfernt werden.
An Ostern 1952 flog Rudolf Kaiser seine Ka 1 selbst erfolgreich auf der Wasserkuppe ein. Es ist sehr wahrscheinlich, dass hierbei auch der erste Kontakt zu Alexander Schleicher, dem Segelflugzeugbauer aus Poppenhausen, zustande kam.
Der Doppelsitzer Ka 2 in reiner Holzbauweise war dann auch Rudolf Kaisers erstes Auftragswerk für Alexander Schleicher und gleichzeitig der Beginn einer so fruchtbaren Zusammenarbeit. Von 1952 bis 1985 entwarf Kaiser im Poppenhausener Segelflugzeugwerk insgesamt 15 Flugzeugkonstruktionen, angefangen vom einfachen Gleiter in Holzbauweise über Flugzeuge mit bespannten Stahlrohrrümpfen, den ersten Motorseglern bis hin zum hochmodernen Segelflugzeug aus faserverstärkten Kunststoffen. Mehr als 5000 gebaute Flugzeuge, geflogen von Piloten in aller Welt, tragen die Initialen „Ka“ oder „ASK“. Rudolf Kaiser - einer der erfolgreichsten Segelflugzeugkonstrukteure des 20. Jahrhunderts.
Am 30. Juli 2011 wurde dieses Denkmal im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jubiläum "100 Jahre Segelflug auf der Wasserkuppe" in einem feierlichen Festakt eingeweiht. Der Poppenhausener Segelflieger Eberhard Nüdling und Edgar Kremer, Seniorchef der Fa. Alexander Schleicher, waren die Initiatoren des Vorhabens, dem erfolgreichen Segelflugkonstrukteur in unmittelbarer Nähe seines ehemaligen Wohnhauses ein Denkmal zu setzen.

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Der Bau Hol´s der Teufel
Ohne Zweifel ein außergewöhnlicher Name für ein Flugzeug, das hier in den Jahren 1925 / 26 entstand und am Anfang einer bis heute andauernden Erfolgsgeschichte der Segelfliegerei steht.
Alexander Schleicher, Gründer des bis heute bestehenden Segelflugzeugwerkes in Poppenhausen, wurde am 22. Mai 1901 in Gackenhof, heute ein Ortsteil von Poppenhausen, als drittes von neun Kindern geboren. In der Tischler-Werkstatt seines Vaters Friedrich Wilhelm Schleicher am “Huhnrain”, am Westrand von Poppenhausen gelegen, erlernte er zwischen 1915 und 1918 das Schreinerhandwerk. Aus dieser kleinen väterlichen Werkstatt wuchs später der heutige Betrieb an derselben Stelle.
Zunächst fand Alex trotz der schwierigen Nachkriegszeit in den Möbelwerken Fulda eine Anstellung. 1921 ging er auf die Walz. Einige Zeit wohnte er im deutschen Emmerich und arbeitete in den Niederlanden, täglich 30 km mit dem Fahrrad pendelnd.
Am 1. Mai 1923 begann er als Flugzeugschreiner bei der Weltensegler GmbH auf der Wasserkuppe. In der Weltenseglerschule lernte er Segelfliegen und wurde bald auch Fluglehrer.
Nach dem Ende der Weltenseglerwerke ging er im Sommer 1925 zur Martens Segelflugschule auf der Wasserkuppe und arbeitete auch in der dortigen Werkstatt der Rhön-Rossitten-Gesellschaft mit, unter anderem am ersten Nurflügel-Gleiter von Alexander Lippisch, dem Storch I.
Neben seiner Tätigkeit in der RRG-Werkstatt baute er sich selbst einen “Hol’s der Teufel”, eine Lippisch Konstruktion von 1923. Für dieses erste selbst gebaute Flugzeug durfte er anfänglich den als Tanzsaal gedachten Nebenraum der Gaststätte “Zum Goldenen Kreuz” der Familie Hahner in Poppenhausen nutzen, der sich hier in diesem Gebäude befand.
Noch 1927 konnte er einen Anbau des Sägewerkes Remerz, westlich talabwärts nicht weit von Poppenhausen gelegen, beziehen.
Mit seinem “Hol’s der Teufel“ nahm er nach 1926 auch 1927 am Rhön-Wettbewerb teil und siegte dort im Schulungswettbewerb mit der größten Zahl von Flügen.
Das dann zur Gründung der eigenen Firma dienende Preisgeld von 1.136,90 Reichsmark musste er sich wirklich schwerst erarbeiten: Wenige Minuten fliegen und danach den Gleiter wieder mit eigener Hand oder Pferdegespann-Unterstützung den Hang hinaufziehen, und dies mehrmals am Tag! Mit seinen 69 Flügen erreichte er 3 Stunden 30 Minuten und 15 Sekunden Flugzeit, gerade 3 Minuten pro Flug.
Die hiermit erstmals öffentlich gezeigte Einsatzbereitschaft und Hartnäckigkeit wird Alexander Schleicher sein gesamtes Leben hindurch auszeichnen.
Für den ungewöhnlichen Namen dieses Flugzeugs ist der Legende nach der Schwede Rolf Bergvik verantwortlich. Im Winter 1922/23 arbeitete er in einer Werkstatt auf der Wasserkuppe für den berühmten Konstrukteur Alexander Lippisch. Beim Hämmern traf er seine Finger und rief vor Schmerzen laut: "Djävlar Anamma", auf gut Deutsch: "Hol's der Teufel".
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Flugzeuge auf dem Marktplatz
Der in der Dorfmitte Poppenhausens gelegene Marktplatz bildete schon häufig eine schöne Kulisse für Flugzeugtaufen des auf der Wasserkuppe beheimateten Segelflugvereins „Rhönflug Poppenhausen“. Einige dieser Ereignisse sind hier beschrieben:
Die erste Taufe nach der Wiederzulassung der Fliegerei nach dem zweiten Weltkrieg fand schon am 6. April 1953 statt. Ein Doppelsitzer Ka 2 wurde im Beisein von Alexander Schleicher und zahlreichen Ehrengästen an den Rhönflug Poppenhausen übergeben.
Der Marktplatz wird geprägt durch die katholische Pfarrkirche St. Georg, erbaut von 1609 bis 1621. Von 1857 bis 1861 wurde sie mit dem Bau eines Querschiffes und eines neuen Chores erweitert, 1993 bis 1994 im neugotischen Stil restauriert. Vor der Kirche befinden sich ein steinernes Hochkreuz aus dem Jahre 1763 sowie der Marktplatzbrunnen, erbaut 2015.
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Alexander Schleicher Segelflugzeugbau
Der älteste und gleichzeitig auch einer der größten Segelflugzeughersteller der Welt hat seinen Sitz in Poppenhausen, gelegen am Fuße der Wasserkuppe, der Geburtsstätte des Segelfluges. 120 Mitarbeiter stellen jährlich etwa 70 bis 80 Segelflugzeuge und Motorsegler her, die von begeisterten Piloten weltweit geflogen werden.
Aus den bescheidenen Anfängen im Jahr 1927 entstand unter der Führung des Firmengründers und Namensgebers Alexander Schleicher ein Unternehmen, das sehr schnell für seine handwerkliche Qualität unter den Segelfliegern bekannt wurde und stetig weiter wuchs.
Winfried und Werner Schleicher sowie Alexander Schleichers Schwiegersohn Edgar Kremer übernahmen in zweiter Generation das Werk. Heute befindet sich die Firma in den Händen von Peter und Ulrich Kremer, Enkel des Firmengründers.
Bis zum Anfang der 60er Jahre fertigte man die Flugzeuge vornehmlich aus Holz und Bespannstoffen. In den Folgejahren wurden diese Materialien zunehmend von Glasfaser, Kohlefaser und Kevlar abgelöst, was auch eine komplette Umstellung der Fertigungsmethoden nach sich zog.
Anstatt Flügelrippen und Rumpfspante auf einer sogenannten Helling zu einem kompletten Flügel bzw. Rumpf zusammen zu bauen, entstehen heute Rumpf- und Flügelschalen in großen Negativformen, in die hochwertige Faserwerkstoffe eingelegt und mit Epoxidharzen durchtränkt werden.
Die meisten Metallteile, wie z.B. Fahrwerke, Steuerungsteile oder Triebwerkskomponenten, kommen ebenfalls aus eigener Fertigung.
Eine eigene Konstruktionsabteilung entwickelt die Aerodynamik, Tragstruktur und Antriebstechnik der Flugzeuge stetig weiter.
Zunehmend spielen auch Antriebssysteme eine wichtige Rolle, mit denen ein Segelflugzeug bei fehlender Thermik mit Motorkraft wieder nach Hause fliegen oder sogar selbständig starten kann. Neben Verbrennungsmotoren kommt auch Elektroantrieben eine immer größere Bedeutung zu.
Das alles macht ein Segelflugzeug zu einem High-Tech-Produkt, welches dennoch nach wie vor in reiner Handarbeit entsteht. 1000 bis 2500 Arbeitsstunden benötigen die erfahrenen und engagierten Mitarbeiter, um ein modernes Segelflugzeug herzustellen.
Nach der anfänglichen Nutzung des Tanzsaales im ehemaligen Gasthaus Hahner vor der Firmengründung in 1927 und der Zwischenstation im Sägewerk in Remerz, errichtete Alexander Schleicher 1931 hier gegenüber auf dem Gelände seines heimatlichen Bauernhofes die ersten eigenen Werkshallen. Nach und nach entstanden weitere Gebäude, in denen bis heute produziert wird. In unmittelbarer Nähe befindet sich talwärts das Werksfluggelände „Huhnrain“, das zu Probe- und Testflügen für die Schleicher-Segelflugzeuge und Motorsegler dient.
Die detaillierte Geschichte können Sie hier nachlesen.
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Ballabwurf
Im April 1928, dem ersten Jahr des Bestehens von Alexander Schleichers „Segelflugzeugbau Rhön“, werfen Alexander und Fridolin Schleicher aus einem Segelflugzeug einen Ball über dem Sportplatz ab. W. Schönberg schrieb damals in einem Artikel über die „Segelfliegerei in Poppenhausen“ unter anderem:
"Ein herrlicher Ostertag. Lachender Sonnenschein breitet sich über die Rhönberge und taucht die Fluren unseres idyllischen Luftkurortes in Glanz und Wonne. Von Mund zu Mund geht die Nachricht: "Unser Alex fliegt heute in seinem mit rührender Liebe, bewundernswertem Eifer und erstaunlicher Geschicklichkeit neu erbauten Segelflugzeug “Luftkurort Poppenhausen” vom Poppenhausener Kalvarienberg über das Lüttertal, die grünen Matten der herrlichen Rhön."
Eine riesige Menschenmenge erwartet den kühnen Sohn der Rhön voll Spannung am Fuße des Berges. Oben auf 540 Meter Bergeshöhe untersuchen Alex und sein wackerer Bruder Fridolin Leitwerk und Ruder, ein kurzes Kommando und der stolze Vogel schwebt im luftigen Rhönwind.
In eleganter Schleife zieht Alex um den Kalvarienberg und taucht 3 Uhr 15 über dem Steilhang des Phonolithmassivs auf. Schon werden zwei dunkle Punkte am Rande des Rumpfbootes sichtbar und prompt schwebt aus dem Blau des Ostermontaghimmels der Fußball hernieder, mitten auf den Sportplatz des Turnvereins Poppenhausen, dessen Mannschaften kampfbereit zum Wettspiel stehen. Eine flotte Rechtskurve und Alex “schwimmt” durch das bergumrandete Lüttertal ab, entzieht sich schelmisch den Augen seiner Landsleute und landet etwa 2 Kilometer vom Startplatz entfernt auf grüner Wiese, umjubelt von der begeisterten Zuschauermenge, die in Autos, auf Motor- und sonstigen Rädern in rasender Fahrt auf der Landstraße gefolgt war.
Alex und Fridolin, die wackeren Poppenhäusener Jungens, werden in der Fliegerei einmal nicht den letzten Platz einnehmen zum Ruhme unserer schönen Rhön."
Hier an diesem Ort befindet man sich direkt unterhalb der Stelle, von der aus Alexander und Fridolin Schleicher starteten, um den Kalvarienberg herum flogen und nach dem Ballabwurf wieder talabwärts landeten.
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Weltrekordflug 1930
Vielleicht war es Zufall, dass Leo Bub aus Poppenhausen 1930 die Gelegenheit hatte, als Copilot den legendären Rekordpiloten Günther Groenhoff bei einem Weltrekordflug im „Rhönadler“ zu begleiten. Der eigenen Begeisterung für die Fliegerei war dieses Abenteuer aber auf jeden Fall dienlich.
Günther Groenhoff war vom Segelfliegen besessen. Im Juli 1930 stürzte er beim zehnten Rhön-Segelflug-Wettbewerb mit der „Frankfurt“ aus 80 Metern Höhe - verursacht durch ein Ausweichmanöver und eine Windböe - in dem Wald östlich des Eubesattels ab, kam aber mit einer leichten Gehirnerschütterung, ein paar Schrammen und einem zerrissenen Hemd davon. Trotzdem nahm er tags darauf, am 30. Juli, im Doppelsitzer „Rhönadler“ mit der Startnummer „4“, eine von zwölf Neukonstruktionen, den jungen Helfer Leo Bub aus der Fliegergemeinde Poppenhausen mit.
Der gelernte Schreiner Leo Bub - 1927 auch Gründungsmitglied der ersten Segelfliegergruppe Poppenhausens - hatte selbst beim Bau des „Rhönadlers“ (Konstruktion Alexander Lippisch) mitgewirkt, der bei Segelflugzeugbau Alexander Schleicher in einem Anbau der Remerzmühle bei Poppenhausen gefertigt wurde.
Günther Groenhoff, damals einer der besten Segelflieger der Welt, flog bewusst in einer mächtigen Gewitterwolke, gelangte teilweise im Blindflug in 73 Minuten 33 km weit bis in die Nähe von Römhild (Thüringen). Damit stellte er den ersten Streckenweltrekord und mit 1250 Metern über Starthöhe einen Höhenweltrekord für Doppelsitzer auf.
Die Turbulenzen waren während des Gewitters sehr stark. Besonders zwischen der 51. und 53. Flugminute wurde das Flugzeug mit sieben Zentnern Fluggewicht in 1800 Metern Höhe innerhalb weniger Sekunden um 150 Meter herab gedrückt und im nächsten Moment wieder 170 Meter fast senkrecht hochgeworfen.
Bei der letzten Böe gab es ein knackendes Geräusch, das durch die ganze Maschine ging. Nach dem Ausstieg inmitten eines Weizenfeldes entdeckten Groenhoff und Bub die Ursache des Krachens am Ende der gewaltigen Vertikalböen: Kaum zu glauben! Die Tragflächen waren am Rumpfanbau angerissen und zeigten starke Veränderungen.
Der Flug ohne große Instrumente, ohne Haube, nur mit Motorradbrille, ging in die Segelfluggeschichte ein. Vor allem ergab „die Auswertung der Höhenzeitkurve des Fluges neue wissenschaftliche Aufschlüsse über die in Kumuluswolken auftretenden Vertikalgeschwindigkeiten der Luft, die nicht nur für den Segelflug bedeutungsvoll sind, sondern die Beachtung der gesamten Luftfahrt finden müssen“, so Prof. Walter Georgii in seiner Fachzeitschrift.
Für diesen Weltrekordflug erhielt Groenhoff auch den vom Fuldaer Magistrat gestifteten „Preis der Stadt Fulda“ in Höhe von 100 Reichsmark als Flugprämie.
Leo Bub, auch Gründer des gleichnamigen Möbelwerkes in Poppenhausen, war von der Fliegerei begeistert. Wenn auch die Verantwortung als Unternehmer später eine aktive Fliegerkarriere nicht zuließ, war er dem Segelflug als Förderer immer sehr verbunden. Am 23. August 2003 taufte der Rhönflug Poppenhausen eine ASW 28-18 auf seinen Namen.
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Ludwig Krönung
Ludwig Krönung arbeitete als Prüfleiter im Segelflugzeugwerk Alexander Schleicher bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1983. Neben der äußerst gewissenhaften Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit, kommt ihm aber noch eine weitere Bedeutung zu, die eng mit der Entwicklung des Unternehmens verbunden ist.
Schon 1939 arbeite Ludwig Krönung zunächst im Konstruktionsbüro im Segelflugzeugwerk in Poppenhausen. Nach dem Neubeginn der Segelflugzeugproduktion in 1951 war eine seiner ersten umfangreichen Aufgaben die Kaiser-Konstruktion „Ka 4 - Rhönlerche II“ bis zur Serienreife fertigzustellen. Rudolf Kaiser war inzwischen zu dem Flugzeughersteller Scheibe nach Dachau bei München gegangen und hatte dort mit der Entwicklung des später weltberühmten „Zugvogel I“ begonnen.
Ludwig Krönung arbeitete 1955 ebenfalls in München bei der Prüfstelle für Luftfahrtgerät, wo er auch Rudolf Kaiser wieder traf. Kaiser hielt große Stücke auf Krönung, so dass er versuchte, Krönung auch zu Scheibe abzuwerben, er aber wiederum Kaiser die Arbeit bei Schleicher schmackhaft machte.
Schließlich entschied sich Kaiser nach genauer Abwägung aller Vor- und Nachteile beider Wirkungsfelder mit Hilfe einer Plus-Minus-Liste, doch wieder zu Schleicher zurückzukehren und überredete seinerseits Krönung, ebenfalls wieder nach Poppenhausen zu gehen.
Ludwig Krönung wurde Leiter der Prüfabteilung bei Schleicher und hat sicher auch große Anteile daran, dass die dort produzierten Segelflugzeuge durch ihre Qualität und Sicherheit weltweit anerkannt sind.
Diese nicht nur berufliche Verbindung beider, geprägt von hoher gegenseitiger Anerkennung, kam unbestritten auch der weiteren Entwicklung des Segelflugzeugwerkes Alexander Schleicher zugute. Ludwig Krönung starb am 24. Mai 2011 im Alter von 90 Jahren. Hier in unmittelbarer Nähe befand sich sein Wohnhaus.
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Eberhard Nüdling
Eberhard Nüdling war viele Jahrzehnte eine Identifikationsperson für die Poppenhausener Bürger, wenn es um den Segelflug ging. Kein anderer hat so vielen Leuten die Schönheit dieser Art des Fliegens näher gebracht als er.
Flugschüler fanden in ihm einen zuverlässigen und geduldigen Lehrer, bei dem die Sicherheit oberste Priorität besaß. Nichtfliegern zeigte er so oft und immer wieder gerne die Schönheit seiner Heimat aus der Luft. Höhepunkt vieler Feierlichkeiten in Poppenhausen und Umgebung waren oftmals seine Kunstflugvorführungen.
In 1967 begann er mit der Segelflugausbildung auf der Wasserkuppe. Schon 5 Jahre später erwarb er die Lehrberechtigung. Bald folgten die Scheine für Motorsegler, Motorflugzeuge und Kunstflug ebenfalls mit Lehrberechtigung.
Mit ihm zu Fliegen war beinahe wie eine Wanderung durch die Rhön. Um die Wasserkuppe herum kannte er offensichtlich jedes Lüftchen in Form von Aufwinden wie kaum ein anderer.
Auch beruflich war er als Leiter der Wetterstation auf der Wasserkuppe eng mit der Fliegerei und seinem Heimatberg verbunden. Zudem war er als Wetterexperte gerade bei seinen Fliegerkameraden immer wieder sehr gefragt.
Wenn es sein Schichtdienst erlaubte, stand er seinem Verein, dem Rhönflug Poppenhausen, auch oft während der Woche als Fluglehrer, Schlepppilot und für Rundflüge zur Verfügung. Geschätzt wurde er auch durch seine bescheidene, bodenständige Haltung und seinen Humor. Für seine Verdienste wurde er am 24. April 2010 zum Ehrenmitglied ernannt. Seine zweite Leidenschaft war das Bergsteigen. Besonders die Besteigung des Matterhorns in jungen Jahren zusammen mit Freunden prägte ihn für sein ganzes Leben und die Liebe zu den Bergen ließ ihn nicht mehr los.
In der Segelfliegerei verehrte er zwei Berühmtheiten ganz besonders: den Segelflugpionier Günther Groenhoff und den Flugzeugkonstrukteur Rudolf Kaiser. Obwohl Eberhard Nüdling erst sieben Jahre nach Günther Groenhoffs tödlichem Absturz geboren wurde, sorgte er dafür, dass dieser auch bei den jungen Segelfliegern nicht in Vergessenheit geriet. Über Jahrzehnte kümmerte er sich um den Erhalt der Gedenktafel an der Absturzstelle oberhalb von Tränkhof und organisierte auch immer wieder Treffen zum Jahrestag des tragischen Ereignisses.
Mit dem weltbekannten Segelflugzeugkonstrukteur Rudolf Kaiser verband ihn die gemeinsame Mitgliedschaft im Rhönflug Poppenhausen. Besonders von den beiden Schulungsflugzeugen ASK 13 und ASK 21, die Kaiser konstruiert hatte, schwärmte er immer wieder. Schließlich waren das die Flugzeuge, auf denen Eberhard unzählige Flugschüler ausbildete.
Eberhard Nüdling war es auch, der die Idee zur Errichtung des Kaiser-Denkmals hatte. In Firmenchef Edgar Kremer fand er dabei einen großzügigen Unterstützer, der ihm die Umsetzung dieses Vorhabens ermöglichte.
Auch die Idee des Segelfliegerweges stammt von ihm. Allerdings blieb ihm verwehrt, diesen Weg einmal selbst zu beschreiten. Nach schwerer Krankheit starb Eberhard Nüdling am 1. Februar 2015 im Alter von 75 Jahren.
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Das Museum
Die Wasserkuppe gilt als die Geburtsstätte des Segelfluges. In Fliegerkreisen avancierte sie zum "Berg der Segelflieger". Flughistorische Ereignisse wie der Weltrekord 1912 von Hans Gutermuth auf der F.S.V. X, Arthur Martens Rekordflug auf dem Vampyr 1922, der erste bemannte Raketenflug der Welt von Fritz Stamer 1928 oder der Flug des ersten funkferngesteuerten Flugmodells BF52 von 1936 fanden hier statt.
Vom einfachen Lilienthal-Gleiter bis zum modernen Hochleistungs-Kunststoff-Segelflugzeug, vom freifliegenden Flugmodell aus Holz bis zum ferngesteuerten Kunststoff-Wettbewerbsmodell, die Entwicklungsgeschichte des Segel- und Modellfluges wird lebendig.
Mit ca. 4000 m² Ausstellungsfläche ist es das größte Museum dieser Art auf der Welt und beherbergt viele interessante Exponate und Sie sind herzlichst willkommen, diese Zeitreise durch die Fliegerei zu erleben. In dem im Jahre 1987 erbauten und im Jahre 2006 erweiterten Museum wird die über 100-jährige Geschichte und die technische Entwicklung des Segel- und Modellfluges präsentiert.
In dem freitragenden Kuppelbau und der anschließenden großen Ausstellungshalle, die im Frühjahr 2006 eingeweiht wurde, erwarten Sie die erfolgreichsten Segelflugzeuge in Originalgröße, sowie entwicklungsgeschichtlich bedeutsame Modellflugzeuge.
Neben der Geschichte der Wasserkuppe werden auch wichtige Produkte des Segelflugzeugwerkes Alexander Schleicher aus Poppenhausen gezeigt, wie das erste Schleicher-Flugzeug "Hol’s der Teufel" oder den "Rhönadler", das erste in Serie gebaute Leistungs-Segelflugzeug. Auch die ASW 12, mit der das Kunststoffzeitalter bei Schleicher begann, ist als Meilenstein der Entwicklung zu bewundern.
Verstehen Sie im Museum, wie Segelflug funktioniert, was sich die frühen Pioniere hier für die Luftfahrt und die Meteorologie von heute erarbeitet haben, erleben Sie die Vielfalt des Modellflugs und wecken Sie den Piloten in Ihnen selbst - ein wirklich gelungener Abschluss direkt am Ende dieses Wanderweges.
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Über 1000km
Mehr als 1000 km mit einem Segelflugzeug ohne Motorkraft, quasi nur mit Sonnenenergie, zurück zu legen, ist eine besondere Leistung. Zu Beginn des Segelfluges auf der Wasserkuppe um 1911 beschränkte sich das Fliegen lediglich auf das abwärts Gleiten bis zur Landung im Tal. Dann entdeckte man, dass es besonders vor heranziehenden Gewitterfronten extreme Aufwind gab, die erste Streckenflüge von immerhin einigen Kilometern ermöglichten.
Da die Aufwinde und Sichtverhältnisse unter solchen Bedingen aber extrem und unberechenbar sein konnten, gab es dabei nicht wenige Opfer zu beklagen. Erst mit Entdeckung der Thermik waren dann auch große, ungefährliche Streckenflüge weit über den Startplatz hinaus möglich.
Länder wie Australien, Neuseeland, Afrika, Argentinien und auch Teile der USA bieten öfters Wetterbedingungen, die Streckenflüge über 1000 km möglich machen. In Europa hingegen sind solche Wetterlagen eher selten. Dennoch kann es auch in heimischen Gefilden gelingen, diese magische Marke zu übertreffen.
Erst in den letzten Jahren konnten einige Piloten von der Wasserkuppe oder vom Flugplatz „Huhnrain“ in Poppenhausen aus Flüge in dieser Größenordnung absolvieren. Bis zu 10 Stunden müssen die Piloten für solch eine lange Strecke im doch recht engen Cockpit eines Segelflugzeuges ausharren und legen dabei Flugwege bis nahe an die Alpen oder an die tschechische Grenze zurück – eine mentale und sportliche Hochleistung.
Julian Mihm aus Poppenhausen/Gackenhof mit seinem Copiloten Paul Schmitt (Hohenroda) gelang am 4. Mai 2016 der erste Flug über 1000 km von der Wasserkuppe aus. Am 30. Juli 2018 konnten er und sein Copilot Fabian Trensch diese Leistung mit einem Flug über 1212 km nochmals deutlich übertreffen.
Sehr viele Segelflieger weltweit nutzen das Online-Portal des OLC (Online Contest), um ihre per GPS aufgezeichneten Streckenflüge hochzuladen. Täglich gibt es so eine Wertungsliste im Vergleich mit Segelfliegern rund um den Globus. Der genaue Verlauf des Fluges mit Höhen, Geschwindigkeiten und Steigwerten wird grafisch dargestellt: www.onlinecontest.org


Chronologische Auflistung der längsten Flüge:

Peter Kremer 1087,5 km
03.07.2010 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Poppenhausen / Huhnrain
Flugzeug: ASW 22 BLE
Flugzeit: 9 Stunden 3 Minuten

Ulrich Kremer 1021,7 km
03.07.2010 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Poppenhausen / Huhnrain
Flugzeug: ASH 31 Mi
Flugzeit: 9 Stunden 16 Minuten

Edgar Kremer 1000,2 km
13.05.2012 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Poppenhausen / Huhnrain
Flugzeug: ASW 22 BLE
Flugzeit: 9 Stunden 38 Minuten

Julian Mihm und Paul Schmitt 1007,5 km
04.05.2016 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Wasserkuppe
Flugzeug: ASH 30 Mi
Flugzeit: 8 Stunden 45 Minuten
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Peter Kremer 1030 km
24.07.2018 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Poppenhausen / Huhnrain
Flugzeug: ASW 22 BLE
Flugzeit: 8 Stunden 35 Minuten

Jörg Mathes 1042 km
24.07.2018 VFL Wetzlar
Startplatz: Wasserkuppe
Flugzeug: ASG 29 E
Flugzeit: 10 Stunden 19 Minuten

Edgar Kremer 1011,1 km
26.07.2018 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Poppenhausen / Huhnrain
Flugzeug: ASW 22 BLE
Flugzeit: 10 Stunden 27 Minuten

Ulrich Kremer 1022,7 km
26.07.2018 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Poppenhausen / Huhnrain
Flugzeug: ASH 31 Mi
Flugzeit: 9 Stunden 35 Minuten

Peter Kremer 1005,4 km
30.07.2018 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Poppenhausen / Huhnrain
Flugzeug: ASW 22 BLE
Flugzeit: 7 Stunden 53 Minuten

Julian Mihm und Fabian Trensch 1212,9 km
30.07.2018 Rhönflug Poppenhausen
Startplatz: Wasserkuppe
Flugzeug: ASG 32 El
Flugzeit: 9 Stunden 30 Minuten

Groenhoffs letzter Flug
Am 23. Juli 1932 stürzte Günther Groenhoeff, weltbekannter und erfolgreichster Segelflieger zwischen 1927 und 1932 mit seinem Fafnir ab und verunglückte dabei tödlich. Die Absturzstelle liegt einige Meter weiter hier im Wald. Die Gedenktafel am Baum erinnert daran.
1929 kam Günther Groenhoff, der aus Frankfurt stammte, auf die Wasserkuppe. Er war bei der Rhön-Rositten-Gesellschaft als Fluglehrer beschäftigt, testete aber auch neue Segel- und Leichtflugzeuge auf ihre Tauglichkeit, beteiligte sich an der Einführung der Schlepptechnik und führte für Professor Georgii meteorologische Untersuchungen im Flugzeug durch.
1931 erregte er Aufsehen, als ihm mit einem schwanzlosen Gleiter, ausgestattet mit einem 24 PS-Motor, der Flug von der Wasserkuppe nach Tempelhof gelang. Er benötigte für die 300 Kilometer lange Strecke knapp zwei Stunden.
Im Januar 1932 flog Groenhoff mit seiner „Fafnir“ als erster mit einem Segelflugzeug in den Alpen. Für seine aufsehenerregenden Flüge 1931 erhielt er die vom Reichspräsidenten gestiftete Adlerplakette, die damals höchste Auszeichnung in der Segelfliegerkonkurrenz.

Über Groenhoffs Unfall berichtet Lehrer Otto Wolf aus Lahrbach in der Zeitschrift des Rhönklubs „Die Rhön“ 8/1933:
„Rings um die Kuppe steht dräuendes Gewittergewölke, wogt und zieht und ballt sich endlich in südöstlicher Richtung zu einer finsteren Wand zusammen. Grell zucken Blitze daraus hervor. Den ganzen Tag schon lagen Segelflugzeuge in großer Zahl träge am Hang. Es herrschte fast völlige Windstille und drückende Schwüle.
Nun werden sie lebendig. Rasch, rasch - es gilt, noch vor der Gewitterfront zu starten, womöglich gar zu einem Langstreckenflug. In fieberhafter Eile werden die Flugzeuge vor die Front gebracht und ausgerichtet. Der Pilot nimmt seinen Platz am Steuer, die Hilfsmannschaften ergreifen das Gummiseil und stehen startbereit. Da erhebt sich der aufkommende Gewitterwind. Noch einmal überprüft die Sportleitung die Lage. Dann gibt sie den Start frei. Der Startpfiff ertönt. Laut und deutlich vernimmt man des jugendlichen Groenhoffs schneidendes Kommando: „Ausziehen - Laufen - Los!"
Leicht und sicher löst sich als erstes der harrenden Flugzeuge sein „Fafnir“ vom Boden und schwingt sich in die Luft. Aber er vermag nicht an Höhe zu gewinnen, krebst einige Zeit am Hang der Wasserkuppe entlang und legt sich bald ins Vorgelände der Kuppe. In kürzester Zeit hat das elastische Gummiseil noch zehn, fünfzehn oder mehr Maschinen in die Luft geschnellt. Da bringt man Groenhoffs „Fafnir" schon wieder zum Startplatz herauf. Kein langes Prüfen der Maschine, kein zagendes Zögern: Groenhoff startet erneut - zu seinem letzten Fluge.
Mittlerweile zieht das Gewitter über die Kuppe hinweg, Hagel prasselt mit Regen herab und treibt auch den letzten Zuschauer unter das schützende Dach. Nur die wackeren Männer des Messtrupps halten auf ihren Plätzen aus, derweilen im Berggasthof und in den Hallen die Menge von den Aussichten der Wagemutigen, draußen im Wetter und Sturm, spricht. Donner auf Donner lässt den Boden unter der Kuppe erzittern. Da geht es flüsternd von Mund zu Ohr, man wagt es nicht auszusprechen: Der „Fafnir“, abgestürzt, Groenhoff schwer verletzt - tot!“

Eberhard Nüdling aus Poppenhausen, selbst leidenschaftlicher Segelflieger, ist noch 1984 dem damaligen Ereignis nachgegangen und hat sich vom Augenzeugen des Absturzes, Josef Kümmel aus Tränkhof, berichten lassen:
„Es war am 23. Juli 1932 gegen 18 Uhr. Ich hütete unsere Kühe. Von Westen her war ein schweres Gewitter herangezogen. Es regnete stark. Daher suchte ich unter Buchebüschen Schutz. Nach einem Blitz schaute ich zum Himmel und sah ein Segelflugzeug über mich weg fliegen. Im selben Augenblick bemerkte ich, dass ein Flugzeugteil sich löste und weg flog. Danach vernahm ich einen Krach und lief sofort schnell an die vermutete Absturzstelle. Etwa 50 bis 60 Meter in nördlicher Richtung von mir sah ich das Segelflugzeug neben einer großen Fichte stark beschädigt liegen. Da in und neben dem Flugzeug kein Pilot zu sehen war, sah ich mich um und konnte in zirka 30 bis 40 Meter Entfernung in südlicher Richtung einen weißen Fallschirm an einer Kiefer von der Baumspitze nach unten hängend sehen. An der Unfallstelle angekommen, sah ich Günther Groenhoff mit schweren, offenen Schädelverletzungen tot liegen. Seine Lage mit den Beinen zum Baum, mit dem Kopf in südlicher Richtung. Nach kurzer Zeit kamen zwei seiner Kameraden von der Wasserkuppe und riefen „Günther, Günther!“ Darauf rief ich: „Hierher!“ Sie fragten: „Ist er tot?“ Ich sagte: „Ja“. Sie fingen bitter an zu weinen und lehnten sich an einen Baum. Nach meiner Meinung betrug die Zeit zwischen Absturz und dem Eintreffen der Kameraden zirka 10 bis 20 Minuten. Ich musste wieder nach meinen Kühen schauen und kann über den weiteren Verlauf nichts mehr berichten. Etwa ein bis zwei Wochen später - wir waren beim Kornabmachen - kamen zwei ältere Leute, Mann und Frau. Wie sich im Laufe des Gespräches herausstelle, waren es Groenhoffs Eltern. Sie erkundigten sich bei mir über den Unfallhergang ihres Sohnes Günther Groenhoff“.

Benno Bub, der Groenhoff in der Werkstatt bei Alex Schleicher kennenlernte, berichtet an anderer Stelle:
„Große Stille war am Ort. Kameraden von der Wasserkuppe hielten Ehrenwache. Luftpolizei und berufene Männer erledigten die Formalitäten. Dann trugen wir Groenhoff auf einer Wagenleiter, in Decken gelegt, nach Tränkhof. Von Tränkhof kam Groenhoff mit einem Pferdefuhrwerk nach Gersfeld und wurde dort in der evangelischen Kirche aufgebahrt. Zum Geleit der Überführung Groenhoffs nach Frankfurt am Main kreiste eine große Anzahl Segelflieger über Gersfeld.“

Benno Bub äußerte sich 1986 gegenüber Eberhard Nüdling auch über die Unfallursache: „Beim Hochziehen nach dem Gummiseilstart schlug das Leitwerk seines „Fafnir“ gegen einen Felsbrocken. Das Seitenruder wurde beschädigt, das Höhenruder blockierte. Die Maschine sackte durch und verschwand hinter dem Wald. Aus dem abstürzenden „Fafnir“ stieg Groenhoff mit dem Fallschirm aus, aber für die volle Entfaltung war die Höhe zu gering. In der Tränkhofer Strutt fanden ihn seine Kameraden neben einem Baum tot, von seinem Fallschirm zugedeckt.
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Technik und Thermik
Die Entwicklung der Segelflugzeuge vom einfachen Gleiter aus Holz und Bespannstoffen bis hin zum heutigen High-Tech-Segler aus modernsten Faserwerkstoffen ist bemerkenswert. Auch in ihren kühnsten Träumen dürften die Segelflugpioniere von damals nicht geahnt haben, was heutige Segelflugzeuge im Stande sind zu leisten. Kein anderes Fluggerät weist eine so hohe aerodynamische Effizienz auf.
Moderne Fasertechnologie spielt dabei nicht erst in jüngster Zeit eine Rolle, schon seit Anfang der sechziger Jahre kommen diese Materialien bei Segelflugzeugen zum Einsatz, während andere Industriezweige noch lange nicht an die Verwendung von Glas- oder Kohlefasern für tragende Strukturen dachten. Besonders die Segelflugzeughersteller waren die Vorreiter dieser Technologie. Ingenieure aus dem Rennsport, der Fahrzeugtechnik und auch von den großen Flugzeugherstellern Boeing und Airbus schauten gerne mal bei den kleinen Segelflugzeugbauern vorbei um zu sehen, welche Vorteile und Chancen diese Materialien und Verarbeitungstechniken bieten.

Gleitzahlen - die Leistungsangabe der Segelflugzeuge
Am anschaulichsten lässt sich die Leistungssteigerung der Segelflugzeuge an ihrer Gleitzahl darstellen. Diese Gleitzahl sagt etwas über das Gleitvermögen aus, wie weit man aus einer bestimmten Höhe im Geradeausflug gleiten kann.
Würde man beispielsweise mit einem Schulgleiter SG 38 aus dem Jahre 1920 eine Höhe von 1000 m abgleiten, käme man ohne thermische Aufwinde etwa 8 km weit, eine Ka 6 CR von 1958 schafft immerhin schon 29 km und mit einer ASH 30 Mi aus dem Jahre 2011 kann man 63 km zurück legen.

Aufwinde - immer oben bleiben
Es wäre doch auf Dauer eher langweilig, wenn man mit einem Segelflugzeug einfach nur die zuvor mit einer Seilwinde oder einem Schleppflugzeug gewonnene Höhe abgleiten könnte, um dann wieder zu landen. Aufwindformen wie etwa die Thermik oder Hangaufwinde ermöglichen es dem Segelflieger, auch weite Strecken zurück zu legen.

Thermik - wie im Fahrstuhl nach oben
Thermik benötigt zur Entstehung ausreichende Sonneneinstrahlung und eine geeignete Bodenbeschaffenheit. Der von der Sonne erwärmte Boden erwärmt auch die darüber liegenden Luftschichten. Da warme Luft bekanntlich nach oben steigen will, bricht bei genügend Warmluftvolumen diese durch die darüber liegenden kälteren Luftschichten. Wenn diese Luftmasse in größerer Höhe abkühlt, entstehen durch Kondensation Kumuluswolken. Diese sind für den Segelflieger das sichtbare Zeichen für Thermik. Unter der Wolke sucht er den Aufwindstrom. Durch enges Kreisen in dieser aufsteigenden Luft wird das Segelflugzeug nach oben getragen. Bei guter Thermik entstehen hier Steigraten von teilweise über 5 m/s. Bis nahe an die Wolkenuntergrenze darf sich der Segelflieger empor tragen lassen. Dann setzt er seinen Streckenflug fort und hält Ausschau nach dem nächsten Aufwind.

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Hang- und Wellenaufwinde – am Berg hin und her
Der Hangaufwind entsteht durch einen beständig wehenden Wind, der an einem Berghang zu einer aufsteigenden Luftbewegung führt, hinter dem Bergkamm hingegen (auf der Leeseite) zu einem Abwind. Die Aufwinde reichen mitunter doppelt so hoch wie das Hindernis. Der Segelflieger kann auf der sogenannten Luvseite am Berg entlang fliegen und den Aufwind nutzen.
Die Appalachen, ein 2400 km langer Mittelgebirgszug im Osten der USA, sind beispielsweise ein bekanntes Hangaufwindgebiet für Segelflieger. Am 9. Mai 1977 gelang dem Amerikaner Karl Striedieck dort ein Ziel-Rückkehr-Weltrekord mit einer ASW 17, indem er mit hoher Geschwindigkeit insgesamt 1635 km an dem Bergkamm entlang flog.
Unter bestimmten meteorologischen Bedingungen kann der den Gebirgszug anströmende Wind die umgebenden Luftschichten ins Schwingen bringen. Die so entstehenden Wellenaufwinde können sich bis in große Höhen fortsetzen. Linsenförmige Wolken (Lenticularis) zeigen solche Wellenaufwinde an.

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Findet ein Segelflieger während eines Fluges keine Aufwinde mehr und schafft es nicht an den Flugplatz zurück, muss er eine Außenlandung auf einem geeigneten Acker oder einer Wiese machen. Dann heißt es, die Kameraden mit dem Anhänger kommen lassen und das Flugzeug abrüsten. Dieser enorme Zeitaufwand erklärt, weshalb heute immer mehr Segelflugzeuge mit Triebwerken ausgerüstet werden, die dann einen Heimflug mit Motorkraft ermöglichen.

Das Fliegerdenkmal
Das Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Wasserkuppe und auch der gesamten Rhön, ist auf zahlreichen Buchtiteln zur Rhön zu sehen, auf unzähligen Postkarten und auch Urlaubsfotos. Doch worum handelt es sich eigentlich genau bei diesem Fliegerdenkmal auf Hessens höchstem Berg? Der Buchautor Joachim Jenrich besitzt ein umfangreiches Archiv über die Geschichte der Wasserkuppe und schreibt zu diesem Thema:
Von 1911 bis 1913 flogen als Pioniere des Segelflugs auf der Wasserkuppe 10 Mitglieder der Flugsportvereinigung Darmstadt (FSV). Für ihre Mitglieder, die im Ersten Weltkrieg als Piloten ihr Leben verloren, errichteten die überlebenden FSV-Mitglieder am 29. August 1920 unweit des Berggasthofs zusammen mit den Teilnehmern des Segelflugwettbewerbs (der „1. Rhön“) einen Gedenkstein mit einer Bronzeplatte. Darauf verewigten sie die Namen Willy Nerger, Karl Pfannmüller, Berthold Fischer, Hans Gutermuth und Ernst von Loessl. Die FSV-Mitglieder ergänzten noch den Name Kurt Milka, obwohl er nur bei Darmstadt und nicht auf der Wasserkuppe geflogen war.
Dieses erste Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern entfernt, weil es die Einzäunung der Radarstellung auf dem Gipfel der Wasserkuppe behinderte. Die Originalplatte konnte damals sichergestellt werden und befindet sich im Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe. Zur Erinnerung an dieses Denkmal wurde ein Abguss der Bronzeplatte - auf einer Basaltsäule montiert - links vom Eingang des Museums aufgestellt.
Die ehemaligen Militärpiloten des Ersten Weltkriegs organisierten sich in der Fliegerkameradschaft „Ring der Flieger“ und wollten ihren gefallenen Kameraden eine Gedenkstätte zunächst im Harz erschaffen. Sie schlossen sich aber bald der Idee von Oskar Ursinus an, diese am Westhang Wasserkuppe an der Stelle, wo Eugen von Loessl am 9. August 1920 während der Ersten Rhön abgestürzt war, zu errichten.
Da auch Otto Lilienthal an einem 9. August (im Jahre 1896) abgestürzt war, wurde der 9. August zum Gedenktag der Segelflieger. Diese Tradition ist seit 1920, wenn auch mit Unterbrechungen im Zweiten Weltkrieg, bis zur Gegenwart erhalten geblieben.
Am 30. August 1923, in einer Zeit von Reparationsleistungen und unaufhaltsamer Geldentwertung in Deutschland, wurde das Fliegerdenkmal am Westhang der Wasserkuppe eingeweiht. Es entstand aus dem bis dahin als „Loessl-Steine“ bezeichneten Basaltgeröll und Basaltsäulen und dem Adler aus Bronzeguss. Unter den über 30.000 Gästen waren auch zahlreiche Lehrer mit ihren Schulkindern aus den umliegenden Orten gekommen, um Zeitzeuge dieses Jahrhundertereignisses zu sein. Zahlreiche ehemalige Militärs wie z.B. General Erich Ludendorff, Felix Graf von Luckner und 34 Pour-le-Mérite-Flieger kamen zur Einweihung des Denkmals auf die Wasserkuppe.
Fast endlos war die Reihe der Kriegerbanner und Ordensfahnen, die unter Böllerschüssen vor dem Denkmal gesengt wurden. Zur Eröffnung spielte der Musikzug des Infanterieregiments 21 Würzburg „Siegfrieds Totenklage“. Anschließend trug ein Quartett der Frankfurter Oper das „Gebet“ von Goltermann und das Lied vom „Guten Kameraden“ vor. Der Vorsitzende des Rings der Flieger, Generalleutnant Walter von Eberhardt, hielt die Weiherede, in der eine unterschwellige Revanche gegen Frankreich anklang. Aus dieser Gesinnung müssen auch die Worte auf der als Feldfliegerabzeichen gestalteten Bronzetafel des Denkmals verstanden werden:
„Wir toten Flieger blieben Sieger durch uns allein, Volk flieg du wieder und du wirst Sieger durch dich allein“
Das war allerdings nicht im Sinne der überlebenden Weltkriegspiloten, denn diese waren froh, dass ihnen der Versailler Vertrag die Möglichkeit zum Segelflug offen ließ. Für den erkrankten Schirmherrn, Generalfeldmarschall von Hindenburg, sprach sein Vertreter. Es folgte eine große Zahl von Verbands-, Vereins- und Klubvorsitzenden, die Kränze niederlegten.
Am Tag der Einweihung kam es bei böigem Nordwestwind zum tödlichen Absturz des 26 Jahre alten Erfurter Segelfliegers Max Standfuß. Nach Loessl und Willy Leusch (14. August 1921) war er der dritte Fliegertote in der Geschichte des Segelflugs auf der Wasserkuppe.
Der Segelflug versteht sich als völkerverbindende, grenzenlose Sportart. So erinnert man bei den Gedenkfeiern am Segelfliegerdenkmal bis heute jedes Jahr an alle - zivil oder militärisch - zu Tode gekommenen Flieger.
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Das Flugmuseum auf der Wasserkuppe
Das Museum wurde 1987 erbaut und zeigt noch heute die Geschichte und die technische Entwicklung des Segelflugs. Auch Modellflugzeuge, die zur Entwicklungsgeschichte beigetragen haben und beitragen, kann man hier finden, sowie einige Pioniere, die in diesem Zusammenhang vorgestellt werden.
Erste Eindrücke sowie Eintrittspreise und Öffnungszeiten können Sie hier finden.

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